„Wir nehmen uns alle Zeit – auch für Verstorbene“

Unterstützung für das neue Hochstift Hospiz mit dem Erlös von 3.500 Euro aus der Weihnachtskartenaktion

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Foto: Rolf Uhrig

„Lichterbaum der Hoffnung,“ so bezeichnet der Inner Wheel Club Worms seine alljährliche Aktion zu Weihnachten, wobei eine ganz besondere Weihnachtskarte, jeweils gestaltet von einem Wormser Künstler, verkauft wird. 3.500 Euro hat die Karte mit dem Christbaummotiv von Richard Schimanski erlöst. Allerdings ein „Posten“, der nicht lange auf dem Inner Wheel-Konto verblieb, denn der Club spendete diesen Betrag am Montagabend dem Hochstift Hospiz Worms.

Sehr gut kann sich die Club-Präsidentin Sabine Deichelmann noch an die erste Führung während der Bau- und Renovierungsphase erinnern. Umso mehr zeigt sie sich nun beeindruckt, wie schön alles geworden ist – sowohl die Zimmer und auch die große Terrasse. Auch, dass die Arbeiten fristgerecht abgeschlossen wurden und seit Mitte November letzten Jahres die ersten Gäste einziehen konnten.

Sie berichtet, dass der Inner Wheel Club seit 2015 jedes Jahr zu Weihnachten die besondere Weihnachtskarte auflegt, die jedes Mal – ehrenamtlich – von einem anderen Wormser Künstler gestaltet wird. Dies mit dem Ziel, dass der Erlös dieser Aktion immer einem wohltätigen Zweck zu Gute kommt. Insofern nun aktuell dem Hochstift Hospiz Worms.

Sorge um trauernde Kinder
Sehr berührt hat Sabine Deichelmann auch der Leitsatz des Hospiz „Niemand wird alleine geboren, niemand soll alleine von uns gehen.“ Denn dahinter steht das Endgültige. Und das auch für trauernde Kinder. „Kinder trauern anders als Erwachsene“ sagt sie und zeigte sich froh darüber, dass das Hospiz auch an die Kinder der Sterbenden denkt. Unter anderem sollen mit der Spende auch Spielsachen oder Brettspiele angeschafft werden, denn im Hospiz darf es auch laut zugehen, Kinderlachen erwünscht, so sagte es ihr die Einrichtungsleitung.

Dr. Ulrike Löffler, die beratende Ärztin und 2. Vorsitzende des Fördervereins, geht sogar noch weiter, denn das Haus ist offen auch für andere Kinder, die Hilfe benötigen. „Wir stehen daher auch in engem Kontakt mit Schulen und Kindergärten, wir helfen auch da gerne wenn es zum Beispiel auch um psychische Ausnahmesituationen geht“. Auch die Ärztin ist über das baulich gelungene Haus sehr zufrieden. „Wir möchten es unseren Gästen aber noch schöner machen, denn wir haben mit der hoch über der Stadt liegenden Terrasse etwas Einmaliges und möchten diese gerne noch begrünen und Bedachungen anbringen,“ sagt Löffler auch mit Blick auf die Spendengelder.

Sehr zufrieden mit Erreichten
„Obwohl wir mit dem Erreichten sehr zufrieden sind, gibt es immer Wünsche“ gibt Pflegedienstleiter Guido Helfert gerne zu. „Seit Ende Februar sind wir mit elf Gästen voll belegt; mit sieben Pflegekräften und zwei Ehrenamtlichen sind wir zudem gut aufgestellt“, so Helfert. Ein Bett für einen Angehören könnte man dazu stellen. Aber das Handling sei unpraktisch, zwei Klappbetten wären geeigneter. So seine Wünsche, denn das zwölfte Zimmer, so ist es gesetzlich vorgeschrieben, muss frei bleiben. „Hier wollen wir einen Rückzugsort für Gäste, aber auch Besucher schaffen, z.B. auch für eine geistliche Zusammenkunft“.

Alle Zeit für den Gast
Helfert berichtete noch aus dem jungen Alltag des Hospiz. Eben auch davon, dass Menschen mit irreparablen Herz-Kreislauferkrankungen aufgenommen würden, wie auch Menschen die sich im Endstadium einer Leberschädigung, einer Leberzirrhose befänden. Die Verweildauer im neuen Haus gibt Helfert mit etwa 20 bis 25 Tagen an. Ein junger Mann erlag bereits 1,5 Tage nach Anwesenheit seinem Leiden, ein anderer Gast war neun Wochen hier. „Aber“ so Helfert, „der Unterschied zu einem Krankenhaus ist, dass wir uns hier alle Zeit der Welt für den Gast nehmen, wir entsprechen seinen individuellen Wünschen nach Unterhaltung, Geselligkeit, oder auch gemeinsamen Spaziergängen. Auch nach Wünschen die das Ableben betreffen, Kleidung zum Beispiel oder andere Besonderheiten. Und wir haben auch Zeit für den Verstorbenen. Durch gekühlte Zimmer kann der Leichnam bis zu 36 Stunden im Raum verbleiben, so dass die Angehörigen in Ruhe Abschied nehmen können. Das verstehen wir unter Menschenwürde.“

Nibelungenkurier 28.03.2023